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Bundeslehrgang in Malente mit Ulrich Schümann


Gut 60 Aikidoka waren aus ganz Deutschland angereist, um in Bad Malente ein Wochenende lang Stabtechniken zu trainieren. Ursprünglich war der Lehrgang mit Hubert Luhmann geplant; Hubert aber beruflich kurzfristig verhindert war, hatte sich Ulrich Schümann bereit erklärt, das Training zu übernehmen. Mit einem anspruchsvollen Programm gelang es Ulrich denn auch, uns die ganze Zeit im wahrsten Sinne des Wortes „bei der Stange“ zu halten. Trainiert wurde z.T. in zwei Gruppen, da die Mattenfläche zu klein ist, um bei ausladenden Wurftechniken allen Aikidoka genug Platz zu bieten. So konnte man zwischendrin immer wieder vom Rand aus die Außenperspektive nutzen und auch durch Zuschauen sehr viel lernen.

Bevor es zu den konkreten Techniken ging, übten wir das erste zentrale Element jeder Technik: Die Gleichgewichtsbrechung. Essentiell ist hierfür neben der Ausweichbewegung die Schrägstellung des Stabs, so dass Uke nicht stabil Nage gegenübersteht, sondern sich strecken muss, um den sich bewegenden Stab zu erreichen und so sein Gleichgewicht verliert. Mittels exzentrischer Führung des Stabes bleibt Uke dann destabilisiert und in Bewegung- perfekt um dann die verschiedenen Techniken auszuführen. Die Tegantana ist bei der Führung von Irimi-Bewegungen auf Uke zu immer grade zu halten, bei „ziehenden“ Tenkan-Bewegungen kann sie gebeugt sein.

Ein weiteres grundlegendes Element bei der Arbeit mit dem Stab ist die Nutzung der Hebelwirkung. Statt sich abzumühen und schwere Ukes zu schieben oder zu ziehen, möge man die Enden des Stabes nutzen, um Uke über die stabile Mitte des Stabes kraftlos zu drehen und mittels Sabaki effektiv zu führen.

Wir übten dann auch fleißig die grundlegenden Elemente anhand der verschiedensten Stabtechniken. Mal hatte Uke den Stab, mal Nage, beides muss man beherrschen. Bei vielen scheinbar vertrauten Techniken hatte Ulli kleine Tricks eingebaut, die äußerst interessant und hilfreich waren. Warum denn nicht bei Ude-kime-nage aus Shomen-tsuki nicht mal schräg zu Ukes Achse ausweichen? Durch die seitliche Destabilisierung fliegt Uke viel schöner. Oder auch schön: Der altbekannte „Heidenheimer Hodenheber“ funktioniert toll, wenn man Uke kreisförmig wirft statt auf der Linie. Den Stab schön zwischen die Beine lenken, damit Nage Kraft spart und die Hebelwirkung des Stabes gewinnbringend einsetzt.

Diese beiden Beispiel mögen reichen, um die Vielschichtigkeit und das hohe Niveau zu illustrieren, das Ulrich uns bot. Er spannte einen großen Bogen durch das gesamte Stabprogramm, so dass uns hinterher der Kopf rauchte. Aber man muss sagen, dass alle intensiv trainiert haben. Ulli betonte schließlich auch immer wieder, dass Ukes Rolle wichtig ist, damit Nage durch dessen Rückmeldung erfährt, ob die Technik wirksam ist oder nicht.

Auf das Zusammenspiel kommt es -neben der technischen Perfektion-also an. Das Zusammenspiel in der Trainingsgruppe war natürlich auch wieder sehr harmonisch. Das ist ja auch das Schöne, wenn man nach Malente kommt. Alles ist an einem Ort, man muss sich um nichts kümmern. Einziger Wermutstropfen war, dass am Freitag Abend die hauseigene Kneipe nicht ausschenkte und so 60 Leute auf dem Trockenen saßen. Am Samstag floss die Gerstenkaltschale aber wieder. Nicht zuletzt deshalb: Ein wirklich gelungener Lehrgang!!!

Frauke Drewitz
Sachbearbeiterin Öffentlichkeitsarbeit des AVSH